
Meine Freundin Meli hat mir einen kurzen Kommentar geschickt.
Heute ist der 25. November. Es sind gerade die Tage gegen Gewalt an Frauen. Ein Beitrag auf Instagram, in dem eine Frau erzählt, wie sie über Monate von ihrem Mann in ihrer Ehe vergewaltigt wurde. Aus Interesse (ich weiß, dumm, ja) ein Blick in die Kommentare. Und dann – Zackbumm. Der Kommentar schlechthin. Er ändert die gesamte Sicht auf Frauen in patriarchalen Systemen. Nein, jetzt mal ehrlich. Irgendso ein Thomas glaubt, er muss einen Kommentar dazu schreiben: „Aber man soll auch nicht die Männer vergessen, die von Frauen Gewalt erfahren.“ Ja, danke, Thomas. Danke für diesen tollen Beitrag. Nicht, dass man die Männer vergisst. An einem von wenigen Tagen geht es mal um Frauen und nicht um Männer. Sorry for that.
Ich habe mal einen guten Satz von Moritz Neumeier (Stand-up-Comedian) gehört.
Er redet davon, dass, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht, meistens ein anderer Mann, nennen wir ihn noch mal Thomas, davon redet: „Nicht Gewalt an Männern vergessen.“
Moritz Neumeier sagt dazu: „Wenn man davon redet, dass der Himmel blau ist, kommt meistens ein Thomas her und erklärt einem, dass viele Dinge blau sind…", und Moritz meint dann: „Ja, stimmt, aber halt auch der Himmel.“
Merksatz: Wenn ich von Gewalt gegen Frauen rede, vergesse ich deshalb nicht Gewalt gegen Männer! Und wenn ich davon rede, dass der Himmel blau ist, vergesse ich nicht, dass auch andere Dinge blau sind.
Warum vergleichen wir Themen miteinander, die beide schlimm sind? Ist das ein Versuch, diese zu relativieren?
Oder warum ist es ein „Argument“, zu sagen: „Ja… ABER es gibt auch Gewalt gegen Männer!“
Ja…, stimmt, kacke ist das, aber was will man mit der Aussage erreichen? Will man die vorherige Aussage damit auf Null setzen? Für mich wäre das einfach die Eröffnung eines neuen Themas..., wenn es aber als Argument zum Thema Gewalt gegen Frauen fungieren soll, dann sage ich: Setzen, fünf – Thema verfehlt!
Wenn wir das Thema Gewalt gegen Frauen aufgreifen, dann deshalb, weil es häufiger passiert und das weltweit(!), und nicht, weil man das Thema Gewalt gegen Männer nicht ernst nimmt (ja, Männer erfahren auch Gewalt, am häufigsten von anderen Männern).
Hier beim VMG werden ebenso Männer betreut, die von Gewalt betroffen sind.
Übrigens, als Zusatzbeispiel: Männer regen sich zum Frauentag häufig darüber auf, dass es keinen Männertag gibt... Doch den gibt es – der ist am 19. November.
Was ist die Bedeutung des Internationalen Männertags?
Themen: körperliche und geistige Gesundheit von Jungen und Männern, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und der Blick auf männliche Vorbilder. Jedes Jahr rückt ein konkretes Thema in den Mittelpunkt. 2023 war es „Zero male suicide“ (keine Suizide von Männern). 2024 lautet das Motto „Positive männliche Vorbilder“.
Aber offensichtlich ist dieser Tag für Männer nicht so wichtig, wenn sie sich nicht mal die Zeit nehmen, den Tag zu googeln, sondern lieber irgendwo dazuschreiben, warum es diesen Tag nicht gäbe...
Gewalt ist IMMER schlimm, egal gegen wen und egal von wem!
Nur leider ist es nun mal so, dass Frauen häufiger von Gewalt betroffen sind als Männer, was nicht heißt, dass Gewalt gegen Männer weniger schlimm ist.
Für alle Betroffenen ist das immer nur Hölle…
Lasst uns aufhören, gegeneinander zu schießen… das ist zu anstrengend.
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