
Ich glaube, Streiten wird oft als negativer Teil einer Beziehung angesehen. Viele denken, dass Menschen, die streiten, etwas falsch machen.
Wenn mir Menschen erzählen, dass sie nie streiten, ist das für mich die größte Red Flag (Warnhinweis) überhaupt. Nicht zu streiten bedeutet nur, dass entweder einer lügt und sich permanent anpasst, oder dass eigentlich beide lügen. Da sollte man sich eh die Frage stellen, ob man in so einer Beziehung sein will.
Grenzen setzen ist dazu da, die Beziehung zu erhalten – für alle Beteiligten. Sonst ist es vorprogrammiert, dass eine Seite irgendwann unglücklich wird. Eigentlich sind alle Beteiligten betroffen, weil unauthentisches Handeln auch Auswirkungen auf die andere Person hat.
Wir Menschen haben alle unsere Ängste, Themen, Werte und Vorstellungen – und damit auch unterschiedliche Realitäten. Wenn Menschen miteinander streiten, wird immer von zwei Seiten geredet, und oft hören sich diese widersprüchlich an. Ich denke, uns sollte bewusster werden, dass die eigene Wahrnehmung nicht die Wahrnehmung des anderen ist, auch wenn sie sich konträr anhört.
Zu verstehen, dass die Wahrnehmung des anderen für diese Person echt ist, ist wesentlich.
Also, wie kann man Streit vereinfachen? Was sollte man dabei bedenken?
Streiten ist so oder so unangenehm, aber man kann es sich durchaus vereinfachen!
Allein das Wissen über das 4-Ohren-Modell erleichtert es uns zu verstehen, dass das, was verstanden wurde, nicht immer das gleiche ist wie das, was die Person senden wollte.
Also was ist das 4-Ohren-Modell
Das 4-Ohren-Modell ist ein Kommunikationsmodell, das hilft zu verstehen, wie Gesagtes auf verschiedenen Ebenen gehört und interpretiert werden kann. Der Grundgedanke ist, dass jede Nachricht, die wir senden oder empfangen, immer vier verschiedene Aspekte hat. Die vier "Ohren" beschreiben die vier Ebenen der Kommunikation:
Sachohr:
Es geht um die tatsächlichen Informationen, die in der Nachricht enthalten sind.
◦ Beispiel: „Es regnet draußen.“ Die reine Information ist, dass es regnet.
◦ Beispiel: „Du bist zu spät.“ Es geht also um die Tatsache, dass die Person nicht pünktlich ist.Selbstoffenbarungsohr:
Der/Die Sprecher:in gibt etwas über die eigenen Gefühle, Wünsche oder Bedürfnisse preis.
◦ Beispiel: „Es regnet draußen.“ Vielleicht fühlt sich der Sprecher unwohl oder traurig über das Wetter.
◦ Beispiel: „Du bist zu spät.“ Könnte bedeuten: „Ich fühle mich enttäuscht oder gestresst, weil du immer wieder zu spät kommst.“Beziehungsohr:
Da wird die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern angesprochen. Wie versteht man den anderen?
◦ Beispiel: „Es regnet draußen.“ (Der Sprecher könnte ausdrücken, dass er besorgt ist, dass der andere nass wird.)
◦ Beispiel: „Du bist zu spät.“ Könnte bedeuten: „Du respektierst mich nicht, wenn du immer zu spät kommst.“Appellohr:
Auf dieser Ebene geht es um die Absicht oder Aufforderung, die der Sprecher vermitteln möchte. Was will der Sprecher, dass der andere tut?
◦ Beispiel: „Es regnet draußen.“ (Der/Die Sprecher:in könnte sagen wollen: „Komm rein, bevor du nass wirst.“)
◦ Beispiel: „Du bist zu spät.“ Könnte bedeuten: „Komm pünktlicher!“ oder „Sei doch bitte zuverlässiger!“ Es könnte eine Aufforderung sein, ab sofort pünktlich zu sein.
Das Beispiel wurde von ChatGPT gewählt und von mir für gut befunden!
Jeder Mensch kann auf allen vier „Ohren“ gleichzeitig hören, aber meist ist eines stärker ausgeprägt und beeinflusst, wie wir eine Nachricht verstehen. Das Modell soll helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
Neuen Kommentar hinzufügen