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Nach außen flexen, aber innerlich zerbrechen 

Björn Süfke, ein Männerberater und Psychotherapeut, meint, das Thema Männlichkeit betrifft eben nicht nur das Thema „immer stark sein“ usw., sondern wird zu einem Problem, wenn es um Gefühlsabwehr geht. Sozialisierung findet auf allen Ebenen statt! Süfke sagt, dass bei männlichen Säuglingen weniger auf ihre Gefühle eingegangen wird als bei weiblichen Säuglingen, und genau da beginnt toxische Sozialisation. Ich habe keine Statistik gefunden, die das eindeutig belegt, aber es klingt schon schlüssig, wenn man mal darüber nachdenkt, dass der Spruch „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ ja auch meistens nur den Burschen gesagt wird! Männer werden ja wirklich infiltriert mit dieser „Scheiße“. (Frauen werden ja genauso mit irgendeinem Müll infiltriert, aber halt nicht derselben Art.)

Egal, wie reflektiert wir uns selbst halten – fragt man Eltern, ob sie ihre Kinder gleichberechtigt erziehen, sagen die meisten: „Ja, natürlich.“ Aber was ist mit der Tatsache, dass bei männlichen Säuglingen weniger auf ihre Gefühle eingegangen wird?

Natürlich sind Männer Meister im Verdrängen. Wenn man etwas jahrelang lernen muss, wird man zum Profi darin.

Ich habe neulich einen Beitrag gehört, der hieß „Die Krise des Buben“. Einerseits spielen sie Online-Games, in denen Jungs und Männer Rollenbilder gezeigt bekommen, die keine Gefühle zulassen, andererseits wird dann plötzlich verlangt, dass sie sich mit ihrer Gefühlswelt auseinandersetzen. Was ich natürlich gut finde. Es ist wichtig, dass sie das lernen – vor allem für sich selbst. Aber es ist eben nicht einfach, wenn du jahrelang beigebracht bekommst, deine Gefühle zu verdrängen, und dann später plötzlich wieder lernen sollst, sie zuzulassen. Es ist gut und wichtig, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, aber es tut unendlich weh.

Ich habe ein Video auf Instagram gesehen, da wurden Passanten gefragt: „Gibt es etwas Schlimmeres, als alleine mit seinen Gedanken in seinem Kopf zu sein?“ Alle waren so: „Nein, nichts!"

Für Männer sind nur zwei Emotionen legitim: Wut und Freude – am besten auf dem Fußballplatz. Aber Gefühle sind Informationsquellen. Angst zeigt dir zum Beispiel eine Gefahr an. Deshalb verunglücken auch mehr Männer im Straßenverkehr als Frauen.

Wenn du Hilflosigkeit nicht akzeptieren oder spüren kannst, kannst du dir auch keine Hilfe holen!

Scham – wenn ich keinen Zugang zu meiner Scham habe, dann kann ich nicht aus meinen Fehlern lernen.

Trauer – das ist für Männer oft das schlimmste Gefühl, obwohl es gleichzeitig eines der wichtigsten Gefühle ist! Trauer zeigt an, dass es etwas gibt, was dir fehlt. Wer keinen Zugang zur Trauer hat, kann sein Leben nicht wirklich in seinem eigenen Ermessen leben.

Wissenschaftlich bewiesen: Wer weniger Zugang zu Gefühlen hat, ist anfälliger für psychosomatische und psychische Erkrankungen. Mehr Sucht, mehr Gewalttätigkeit, mehr Suizid. Wenn ich keinen Zugang zu meinen eigenen Gefühlen habe, kann ich auch die Gefühle von anderen weniger gut wahrnehmen.

Männer haben nicht weniger Gefühle, aber der Zugang zu diesen Gefühlen wird ihnen erschwert.

Wie Al Pone, ein Rapper aus Graz, in einem seiner Songs beschreibt:

„Nach außen flexen, aber innerlich zerbrechen –
Heißt immer in Bewegung bleiben, um nicht daran zu denken…“

Und weiter:

„Lass niemand an mich ran, geh beim kleinsten Funken Liebe auf Distanz…“

Der Song heißt „Schutt und Asche“, für die, die es interessiert. Kann man sich schon mal reinziehen.

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